Es ist eine Gabe des Geistes Erkenntnis zu vermitteln …
Als Mentorin für Lehramtsstudierende dachte ich bei der Themenverteilung: Das passt doch. Erkenntnis vermitteln, das ist doch Job von Lehrer:innen! Aber geht es in der Schule nicht eher um Wissensvermittlung? Fakten, Zahlen, Zusammenhänge? Allerdings wissen wir alle, wie wenig haltbar große Teile dieser Vermittlung sind – leider! Wenn wir an unsere eigene Schulzeit zurückblicken, was ist da im Gedächtnis haften geblieben? Meine Schüler:innen sagten immer: Die Klassenfahrten! Oder die Studierenden am Fachbereich Katholische Theologie der Goethe-Uni: Kirchähr! (Erstsemesterfahrt in den Westerwald). Sicherlich, aber hoffentlich nicht nur ...
Jedoch, manchmal waren es auch Erkenntnisse, die haften geblieben sind. Erfahrungsgesättigte Erzählungen, Geschichten oder Beispiele, die einzelne Lehrer:innen uns mitteilten. Das konnte in jedem Fach sein. Ich erinnere mich vorzugsweise an Stunden im Deutsch-, Geschichts- und Religionsunterricht. Da wurde es plötzlich persönlich, lebensnah und sehr still im Klassenraum. Der Lehrer, die Lehrerin stellte uns Schüler:innen eigene Erfahrungen und daraus persönlich gewonnene Erkenntnisse zur Verfügung. Und das brachte uns als Klasse und auch mich als Schülerin zum Nachdenken, zum Überlegen und zur Frage: Was denke ich dazu, was möchte ich, wie will ich es halten? Wenn wirklich Erkenntnis vermittelt wird, dann werden auch eigene Haltungen und Meinungen neu überdacht.
Wenn das passiert, dann bewegt sich etwas in mir. Und wenn sich was bewegt, das Anderen nützt und die Gemeinschaft stärkt, dann ist es eine geistbewirkte Erkenntnis. Das ist das Qualitätskriterium! Und so weitet sich auch der Personenkreis, der Erkenntnis vermittelt. Jede:r kann es sein! Erkenntnis bewirkt eine Resonanz im Anderen auf das Gesagte, Gehörte, Gelesene. Das ist ein dialogisches Geschehen. Das kann im Gespräch, auch im Streitgespräch, geschehen. Das kann beim Lesen eines Buches geschehen. Es gibt viele Situationen, in denen eine Erkenntnis aufblitzen kann, die mein Leben betrifft und etwas in mir bewirkt, das mir und Anderen zum Leben hilft. Erkenntnis meint hier nichts abstraktes, sondern Hilfe für mich und Andere zum guten Leben – mit Gott, vor Gott.
Ich lade Dich herzlich ein in der ersten Woche der Fastenzeit auf die Situationen und Menschen zu achten:
- Wer schenkt Dir geistgewirkte Erkenntnis?
- Wem kannst Du Erkenntnis vermitteln?
(Und manchmal lernt man auch am Gegenteil – zur Zeit an dem, was im Osten Europas passiert, leider!
Eine von IHM geistgesegnete Woche!
Gabriele von Erdmann
Mentorin für die Lehramtsstudierenden der Katholischen Theologie
#Geististgegenwärtig
In der Fastenzeit gibt es hier immer wieder Gedanken zu den Gaben des Heiligen Geistes – Ideen und Impulse zu Vielfalt, Begabungen und dazu, warum unsere Unterschiedlichkeit das Leben bereichern kann. #Geististgegenwärtig – auch und gerade in Zeiten von Klimawandel, gesellschaftlicher Spaltung und Krieg.
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