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Impuls zum 2. Fastensonntag

Impuls zum 2. Fastensonntag
Impuls zum 2. Fastensonntag
© Merch Husey I Unsplash.com

Eine Gabe des Geistes ist das Zungenreden – ein Begriff, über den man stolpern und mit dem man auch nicht unbedingt direkt etwas anfangen kann …

Beim Zungenreden handelt es sich um ein Phänomen, von dem an verschiedenen Stellen in der Bibel berichtet wird. Unter Zungenreden wird ein Sprechen oder Beten verstanden – und zwar in einer Sprache, die der sprechenden Person unbekannt ist. Die Gabe des Zungenredens ist somit als Fähigkeit zu verstehen, mit Menschen in einer anderen, fremden Sprache zu sprechen. Anderen kann mitgeteilt und übersetzt werden, was die Botschaft, z. B. in einem Gebet, ist. Diese kann somit von allen verstanden werden.

Ich versuche eine weitere Annäherung – mit dem Gedanken, der mir bei der Beschäftigung mit dem heutigen Brief als erstes in den Sinn kam. Es geht um das Logo der Rolling Stones, das obige Bild mit der herausgestreckten Zunge. Die Band wünschte sich anstelle eines Schriftzugs ein Bild als Erkennungszeichen und schließlich entwarf ein Student dieses Logo – der Erzählung nach inspiriert durch ein Bild der indischen Gottheit Kali mit ausgestreckter Zunge, welches er bei einem Besuch bei Mick Jagger gesehen hatte. Eigentlich ist diese Göttin bekannt als Gottheit des Todes und der Zerstörung, aber trotz ihrer schrecklichen Gestalt gilt sie auch als Beschützerin der Menschen und göttliche Mutter, deren zerstörerische Wut sich nicht gegen die Menschen, sondern gegen Dämonen und Ungerechtigkeit richtet.

Warum nun ein Bild einer Band im Zusammenhang mit dem Zungenreden? Es mag ein wenig banal klingen, aber Bilder und Symbole zeigen oft eine Wirkung aus sich heraus – nicht nur die ausgestreckte Zunge, mit der ganz viele Menschen direkt eine Assoziation zur Band und deren Musik haben. Gerade in diesen Tagen denke ich an das Peace-Zeichen oder das Bild einer Friedenstaube. Zwei Symbole, die im Moment auf der ganzen Welt gezeigt werden und die eine Botschaft ausdrücken, die alle Menschen verstehen. Frieden.

Egal ob Zungenrede, Bilder, Symbole, ein Gespräch oder Musik – letztlich geht es bei alldem darum, etwas auszudrücken, eine Botschaft zu vermitteln und in diesem Sinne zu kommunizieren. Sobald es zu einer Interaktion zwischen zwei oder mehr Menschen kommt, beginnt – bewusst oder unbewusst – das Kommunizieren. Oder wie Paul Watzlawick sagt: Man kann nicht nicht kommunizieren.

Wenn Kommunikation gelingt, ist es ein Segen. Viele Dinge sind dann einfacher und es ist für uns selbst, wie auch für unsere Mitmenschen schön, wenn wir einander verstehen. Es ist ein gutes Gefühl, wenn wir uns verstanden fühlen. Aber Kommunikation kann auch scheitern. Missverständnisse, Unmut und manchmal sogar der Abbruch von Gesprächen können eine Folge gescheiterter Kommunikation sein. Vermutlich kennen wir alle auch dieses Gefühl. Man fühlt sich nicht ernst genommen, Dinge waren anders gemeint und plötzlich ist ein Gespräch nicht mehr möglich.

Nicht zuletzt die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig und unerlässlich eine gelingende Kommunikation ist, z. B., wenn es darum geht, Menschen dafür zu sensibilisieren, welche Schutzmaßnahmen wichtig sind. Die Krise in der katholischen Kirche zeigt immer wieder, dass es wichtig ist, Dinge nicht zu verschweigen, sondern beim Namen zu nennen, und offen auszusprechen, was schiefläuft. Und manchmal scheint gelingende Kommunikation unmöglich – so wie wir es gerade im Konflikt um die Ukraine erleben. Letztlich bleibt es aber unerlässlich im Gespräch zu bleiben. Offenkundig ist das nicht immer leicht.

Um die Gabe der Zungenrede aus der biblischen Zeit ins Hier und Jetzt zu holen, können wir vielleicht von ausgeprägter Kommunikationskompetenz sprechen. Manchen mag diese geschenkt sein, die meisten Menschen müssen sie aber lernen bzw. einüben. Und auch, wenn wir damit vielleicht nicht die großen Krisen dieser Zeit lösen können, so können wir für uns und in unserem persönlichen Umfeld doch im Kleinen dafür sorgen, dass es schön ist miteinander statt übereinander zu reden. Und, dass das Gefühl verstanden worden zu sein, schöner ist, als sich missverstanden zu fühlen. Setzen wir dem Bild der ausgestreckten Zunge und der Ungerechtigkeit Kalis einfach ein Lächeln entgegen. Lasst uns nicht schweigen und die Dinge in uns hineinfressen, sondern reden. Marius Müller-Westernhagen bringt es auf den Punkt, wenn er provozierend sagt und singt: Schweigen ist feige – Reden ist gold …

https://www.youtube.com/watch?v=aE9j3NYfzUk

In diesem Sinne: Herzliche Einladung, in den kommenden Tagen bewusst zu kommunizieren und der Gabe der Zungenrede hier und heute Raum zu geben!

Viele Grüße!

Matthias Böhm, Wohnheimreferent

 

Es braucht nur ein paar Kleinigkeiten: Ein wenig Zeit, keine Ablenkung, beim Sprechen über Empfindungen Ich-Sätze, keine Beleidigungen, ein wenig Fingerspitzengefühl für die Situation des Gegenübers, möglichst kooperieren und gerade bei wichtigen Entscheidungen nicht alles
auf einmal gehen, sondern kleine Schritte tun. Und die Erkenntnis, dass WhatsApp fast immer die schlechtere Variante im Vergleich zu Face-to-Face ist … Weitere Anregungen z. B. unter: https://www.studierendenberatung.at/persoenlichkeitsentwicklung/kommunikation-verbessern/tipps-fuer-verbessertekommunikation

 

#Geististgegenwärtig

In der Fastenzeit gibt es hier immer wieder Gedanken zu den Gaben des Heiligen Geistes – Ideen und Impulse zu Vielfalt, Begabungen und dazu, warum unsere Unterschiedlichkeit das Leben bereichern kann. #Geististgegenwärtig – auch und gerade in Zeiten von Klimawandel, gesellschaftlicher Spaltung und Krieg.

Fragen, Anregungen, Rückmeldungen? Wir freuen uns über Nachrichten unter anmeldung@bistumkhg-frankfurtlimburg.de.

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